Jugend ohne Heimat. Kindertransporte aus Wien

Ausstellung im Jüdischen Museum Wien
Ausstellungsarchitektur

Foto: Barbara Nidetzky
Foto: Barbara Nidetzky

Vom Schreiben mit Dingen

Zu Raumkonzept und Architektur der Ausstellung „Jugend ohne Heimat. Kindertransporte aus Wien“

Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Kindern, die während der NS-Verfolgung flüchten mussten, heimatlos und allein, stets in Gefahr; nicht allen gelang die Flucht, nicht alle fanden rasch ein gutes neues Zuhause. Die Ausstellungsarchitektur zielt darauf ab, dieser Heimatlosigkeit einen Ort zu geben, sie vermittelbar zu machen und die Schicksale und Geschichten einzelner Kinder zueinander in Beziehung zu setzen.
Konfrontiert mit einer überwältigenden Wand, die sich dem bürokratischen Aufwand bei der Abwicklung der Kindertransporte widmet, somit also dem Schreiben als Ausfüllen von Formularen, betritt man den ersten Ausstellungsraum. Dahinter öffnet sich ein Raum, der sich den Transportwegen der Kinder – auch den nicht angetretenen – widmet, samt der Dinge, die sie auf der Flucht begleiteten – oder die zurückgelassen werden mussten.
Im gegenüberliegenden Eingang zum zweiten Raum steht man vor einer Wand des Auf-Schreibens. Diese zeigt die Menge an Literatur, die von den betroffenen Kindern und deren Kindern über die Fluchttransporte und Schicksale geschrieben wurde. Hinter dem Vorraum der Bücher betritt man den Raum der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen: Das ist der Ort des Erzählens durch die Dinge, die die Kinder auf die Flucht mitgenommen, aufbewahrt, auf der Flucht gesammelt haben oder die ihr späteres Leben geprägt haben. Diesen individuellen Dingen der Kinder wird in einzelnen Setzkästen Raum gegeben. In diesen Setzkästen befinden sich nicht Buchstaben aus Blei oder Holz, sondern jeweils eine persönliche Sammlung von Objekten, die wie ein „Ding-Schriftsatz“ über die Heimatlosigkeit und die verlorene Kindheit sprechen; vereinzelte Schicksale, die räumlich jeweils mit dem nächsten Setzkasten in Beziehung stehen, wie die Kinder auf der Flucht – jedes für sich und gemeinsam im Boot oder Zug. Das Schreiben – ob in Schriftform oder in Ding-Form – zieht sich durch die Ausstellung.

AuftraggeberInnen
Jüdisches Museum Wien

Planungszeit
2019-2021

Realisierung
Oktober – November 2021

Ausstellung
10.11.2021 – 15.05.2022

KuratorInnen
Sabine Apostolo und Caitlin Gura-Redl

Grafik
Toledo i Dertschei

Planungsteam
Gabu Heindl, Mihaela Sladović, Lisa Schönböck, Hannah Niemand, Stana Marjanović

Fotos
Barbara Nidetzky

Foto: Barbara Nidetzky
Foto: Barbara Nidetzky
Foto: Barbara Nidetzky
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