In Zeiten der Krise wird die Relevanz des öffentlichen Raums besonders ersichtlich. Durch die Covid-19-Pandemie wurde das Leben von Millionen Menschen weltweit auf ihr Wohnumfeld reduziert. Wenn Menschen aufgefordert werden, in ihren Wohnungen zu bleiben, werden problematische Verhältnisse von Wohnraum zu öffentlichem Raum umso deutlicher. Österreichweit etwa leben 215.000 Kinder zwischen null und 14 Jahren in einem „beengten“ oder „überbelegten“ Zuhause, viele davon haben kein eigenes Zimmer, und selbst wenn sie eines haben, ist dieses wahrscheinlich winzig. Es wäre gut, wenn sich jede*r vergegenwärtigt, was Quarantäne bedeutet, wenn Alleinerzieher*innen im Wohnzimmer schlafen müssen und das Kinderzimmer nicht größer als acht Quadratmeter ist. Da wird Wohnen, vor allem menschenwürdiges Wohnen für alle dann ganz grundsätzlich zur öffentlichen Sache (res publica), zu unser aller Angelegenheit. Und es bleibt nur der öffentliche Raum als Ausweichort für frische Luft und Bewegung generell (was im Kampf gegen die Lungenkrankheit noch wichtiger als sonst ist). Es ist daher blanker Zynismus, wenn Politiker*innen Menschen raten, „doch in den Garten rauszugehen“ – die meisten haben keinen.
Geht doch in den Garten! Öffentlicher Raum in der Corona Krise
Gabu Heindl, in: ÖGZ: Das Magazin des österreichischen Städtebundes, 06/2020