Globales Investitionsinteresse lässt Bodenpreise in mitteleuropäischen Stadtzentren explodieren und Wohnkosten ins Unbezahlbare steigen. Boden ist Objekt spekulativer Begierde im globalen Maßstab, Landraub, land grab- bing, zwingt Menschen aus Ländern mit ressourcenhaltigen Böden zur Flucht. An den Grenzen Europas schlafen diese Menschen ohne Dach über dem Kopf auf dem nackten Boden. Nicht nur in dieser Hinsicht sind politische Aspekte von Boden und Migration eng miteinander verknüpft. Boden („Grund und Boden“) ist heute ein zentrales Konfliktfeld: In der Debatte um leistbaren Wohnbau für alle muss die Bodenpolitik (wieder) zentralen Stellenwert erhalten.2 Denn es geht um grundlegende – auf Grund bezogene – kommunalpolitische Fragen: etwa darum, wie Boden im Eigen- tum der Öffentlichkeit bleiben bzw. weiter noch, wie privatisierter Boden wieder kollektiviert werden kann. Denn letztlich steht Boden in einer Reihe mit Wasser und Luft und mit der generellen Problematisierung des Verfügungsrechts über basale Ressourcen und mit politischem Konflikt um dieses Recht. Da Boden begrenzt ist – und Stadt ist in gewisser Hinsicht geteilte Erfahrung der Begrenztheit von Boden –, spitzt sich die Frage der Verteilung, zumal der Kampf gegen Monopolisierung, anhand dieser Res- source besonders stark zu. […]
Die Stadt der Migrationsgesellschaft und ihr Boden
Gabu Heindl, in: ÖGZ: Das Magazin des österreichischen Städtebundes, 03/2020