Was wird behaust, was bleibt unbehaust? Die Frage stellt sich unter folgender Voraussetzung: Wenn “Haus” nicht nur Gebäude heißt, sondern wenn damit das Wohnen als ein gesellschaftliches, auch politisches Projekt gemeint ist- was kommt dann mit hinein in dieses Projekt, was bleibt ausgeschlossen?
Mein Text geht von Errungenschaften wie auch von problematischen Ausschließungen in der kommunalpolitischen Wohnbaupraxis des sozialdemokratischen Roten Wien der 1920er Jahre aus, wie etwa (um hier nur Probleme zu nennen) dessen fehlende Beziehung zu Basis-Demokratie und Eigeninitiative – was sich im Wiener Modell (Sozialer Wohnbau der Gemeinde und von Genossenschaften) bis heute hält. Jüngere radikaldemokratische Theorien dienen mir hierbei mit ihrer Begriffsarbeit an “Solidarität”: vom postfundamentalistischen Solidaritätsbegriff bei Oliver Marchart, dem es in Form der Selbstentfremdung um das Solidarisch-Sein nicht mit Seinesgleichen, sondern mit Anderen geht; bis hin zu den gesellschaftlichen Beziehungsweisen der Solidarität, die Bini Adamczak anhand der Revolutionen von 1917 und 1968 konzipiert.
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Radikale, rebellische Städte. Vom roten Wien zu sancturay cities
Gabu Heindl, in: Unbehaust Wohnen: Konflikthafte Räume in Kunst – Architektur – Visueller Kultur,
Irene Nierhaus, Kathrin Heinz (Hg.), transcript Verlag, Bielefeld, 2020