“Waschküchen-Urbanismus” als Planungsbegriff, der sich auf einen so unscheinbaren Alltags-Ort wie die Waschküche bezieht, beschreibt eine Form von Stadt- und Wohnraumplanung, bei der das Augenmerk auf Räumen kollektiver Arbeit und Freizeit liegt, auf Räumen, an denen Formen der Vergemeinschaftung sowie des Konflikts möglich sind. Es geht dabei darum, Urbanität gerade über solche Zwischenräume zu definieren, die uneindeutig sind, wo prekäre Formen von Arbeit, Wohnen und Freizeit gleichzeitig öffentlich und sichtbar werden. Neben Fragen der Sichtbarkeit ist es aber vor allem die kollektive Erfahrung von Tätigkeiten und Dienstleistungen – wie etwa sauber machen –, die erst durch das Heraustreten aus dem Wohnbereich evoziert werden kann: in weitere Folge die Möglichkeit von Verbündung, Solidarisierung oder Widerstand. Waschküchen geben nicht anerkannter häuslicher Arbeit einen sichtbaren Raum im Wohnblock oder in der Stadt; einen Raum, der durch seinen halb-öffentlichen Charakter der Wasch-Arbeit ihre Zeit, ihren Platz und auch eine Art von Wert gibt. Dies ist aber auch ein Raum, der Potenzial für Unerwartetes in sich trägt; das zeigt sich in neueren funktionalen und urbanistischen Umwidmungsstrategien, die hier ebenfalls problematisiert werden sollen.
Waschküchen-Urbanismus. Zur Politik und Ästhetik von Wohn-Arbeit
Gabu Heindl in:
Räume der Vermittlung. Ästhetische Prozesse zwischen Alltag und Kunst,
Viktor Kittlausz (Hg.),
LIT Verlag, 2013